Petersmühle

Muttemühle, Flügelsmühle, Schneelochsmühle, Lüttgesmühle
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Geschichte

Im Jahre 1954 veröffentlichte der Solinger Heimatforscher Otto Bauermann einen Artikel zur Flügelsmühle in der Zeitschrift "Die Heimat, Seite 46/47":

Zur Geschichte der Flügelsmühle

Von Otto Bauermann

Aus der Geschichte der Flügelsmühle, über die wir bereits kurz berichteten 1), war bisher nur wenig bekannt. Sie führte die Namen Flügels-, Peters- und Muttenmühle, weiter auch Schneelochsmühle. Ein Zufallsfund brachte nun weitere Nachrichten über diese Mühle.

Eine Domäneakte aus dem Jahre 1826 2) berichtet, daß die Mühle um diese Zeit Eigentum eines Johann Peter Schneeloch war, der diese an Johann Peter Flügel zu Jagenberg verpachtet hatte. Wenn man auch vermuten konnte, daß die Namen der Mühle auf die Besitzer bzw. Pächter hinwiesen, so waren uns diese doch nicht näher bekannt. Hiermit finden nun zwei Namen der Mühle - Flügelsmühle und Schneelochsmühle - ihre Erklärung. Schneeloch wie auch Flügel werden die Mühle, die wir weiter unten sehen, selbst nicht bewohnt haben.

Der Wohnort von Johann Peter Schneeloch ist in der Akte leider nicht verzeichnet. Vermutlich handelt es sich aber bei ihm um den Ackersmann Johann Peter Schneeloch auf Böckerhof 3), der diesen von der Domänenverwaltung gepachtet hatte. Dieses ist um so sicherer anzunehmen, da Johann Peter Schneeloch der Domänen-Verwaltung in Düsseldorf Domänenpacht in Höhe von 85 Thlr. 13 Sgr. 10 H. schuldete, mit deren Eintreibung die Domänenverwaltung den Bürgermeister Karl Klönne beauftragte. Dieser Domänenpachtschuld verdanken wir, daß die Mühle, deren Eigentümer und Pächter in dieser Akte erwähnt sind.

Der Steuerbote Silberkaul, der die Schuld einzutreiben hatte, berichtete der Domänen-Verwaltung, daß bei Schneeloch "keine pfändbaren Objekte vorhanden seien, und daß seine Mühle in kurzem Schulden halber verkauft werden soll". Die Richtigkeit des Berichtes wurde aber von der Domänen-Verwaltung angezweifelt. Der Königliche Rentmeister Domänenrat Wolters schrieb am 14. April 1826: "Der p Schneeloch soll übrigens so arm nicht seyn, daß nicht Objecte zur Pfändung vorhanden wären, weshalb der Steuerdiener vor Ausstellung des Attestes wohl thuen wird, dieserwegen eine nährere Recherche vorzunehmen". Die Domänen-Verwaltung verlangte nun die Pfändung der Mühlenpacht bei dem Pächter Johann Peter Flügel zu Jagenberg. Der Steuerbote wird sich hier wahrscheinlich auch vergebens bemüht haben, denn Flügel schuldete selbst auch noch eine Erbpacht aus den Jahren 1823 und 1824 in Höhe von 28 Thlr. 15 Sgr., die des öfteren ohne Erfolg angemahnt wurde und deren Eintreibung durch Zwangsverkauf erfolgen sollte. Alle Bemühungen des Steuerboten scheinen vergebens gewesen zu sein, denn am 13. Juni 1826 teilte Domänenrat Wolters dem Bürgermeister Klönne mit: "Zufolge Befehl der Königlichen Regierung vom 9. Juni 1826 soll zur Tilgung der Domänen-Pachtschulden des Johann Peter Schneeloch von 85 Thlr. 13 Sgr. 10 H. die demselben zugehörige Flügelsmühle subhastirt werden". Vermutlich konnte Johann Peter Schneeloch seine Pachtschulden bezahlen und den Verkauf der Mühle verhindern, denn die Katasterkarte der Gemeinde Dorp von 1830 verzeichnet in Flur 3 Parzelle 466/67 die Schneelochmühle und als deren Eigentümer Peter Schneeloch, die Mühle war also um diese Zeit noch in seinem Besitz.

Der Nachfolger von Johann Peter Flügel als Pächter der Mühle wird der bereits früher erwähnte Johann Wilhelm Rüttgers gewesen sein. Im Taufregister der reformierten Gemeinde, Jahrg. 1829, Seite 225, Nr. 9 ist ein Carl Wilhelm Rüttgers, Müller in Flügelsmühle als Taufpate verzeichnet. Wie Johann Peter Flügel so waren auch Joh. Wilhelm und Carl Wilhelm Rüttgers sowie Daniel Ueßler nicht Eigentümer der Mühle sondern Pächter.

Am 8. Juli 1846 machte Bürgermeister Küppers 4) bekannt, daß der Scherenfabrikant Daniel Küllenberg zu Bünkenberg, Ankäufer der unterhalb der Bertramsmühle gelegenen sogenannten Schneelochsmühle, beabsichtigte, diese zu einen Schleifkotten umzuändern.

Foto: Zeitungsanzeige
Anzeige aus dem Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 8.7.1846

Nach der Anzeige vom 23. Juli 1853 1) zu schließen, ist es aber nicht zu einem Umbau der Mühle durch Daniel Küllenberg gekommen, wahrscheinlich wurde sie erst durch Gustav Lüttgen umgebaut.

Wie aus einem Schreiben der Domän-Verwaltung vom 20. Juli 1843 an den Bürgermeister Peter Müller hervorgeht, war Johann Peter Flügel Eigentümer des Jagenberger Hofes, eines ehemaligen Domänengutes. 5) Das betreffende Schreiben zählt auch die weiteren Eigentümer des Gutes bis 1843 auf, die sehr oft wechselten. Johann Peter Flügel folgte eine Witwe Becker, später ein Schieveling, dann Tillmanns und Eichmann. 1843 war das Gut im Besitz des Hufschmiedes Wilhelm Schäfer, der den Hof selbst bewohnte.

Uns ist nicht bekannt, ob das Gut vor der Säkularisation dem Kloster zu Gräfrath oder den Johannitern zu Burg gehörte. Bekanntlich hatten das Gräfrather Kloster und auch die Johanniter um Jagenberg Besitzungen. Wir erinnern nur daran, daß hier Grenzsteine gefunden wurden, mit denen wahrscheinlich früher die Besitzungen abgegrenzt waren, und die auf einer Seite das Catharinenrad des Gräfrather Klosters und auf der anderen Seite das Johanniterkreuz eingemeißelt zeigten.

Das erwähnte Schreiben vom 20. Juli 1843 berichtet weiter, daß der Jagenberger Busch 1843 im Besitz des Notars Hamm zu Wermelskirchen war, und daß der Busch erst 1770 vom Kloster Gräfrath in Erbpacht verliehen wurde.


1) Mühlen am Strohner Bach in "Die Heimat" vom 26.3.1954
2) Stadtarchiv Solingen, Gem. Solingen AZ. B-3-1-I
3) Am 6.8.1811 starb Johann Peter, Söhnlein des Ackermann Johann Peter Schneeloch und Anna Margaretha Flügel aufm Böckerhof, alt 6 Monath.
4) Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 8.7.1846
5) Das Adreßbuch von 1828 verzeichnet: "Flügel, Ptr., Wirth Zu Jagenberg". Vergl. hierzu: "Zwei Erbhöfe in Jagenberg" (Heimatkundliche Abteilung der Stadtbücherei, FA 35/9, Bl.11)

Soweit der Beitrag von Bauermann. Den Tippfehler im Namen Gustav Lüttgen, korrekt wäre Lüttges, hat Bauermann unkommentiert aus dem Öffentlichen Anzeiger (1853) übernommen.


©2003 Michael Tettinger
So. 10.08.2003 - So. 10.08.2003
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