Bertramsmühle

Nicht nur Müller, auch Gastwirte …

Bertramsmühle

Nicht nur Müller, auch Gastwirte ..
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Gebäude der ehemaligen Bertramsmühle, 2003

Lage

Die Bertramsmühle in der Gemeinde Dorp, Flur 6 war das erste Wassertriebwerk am Bertramsmühler Bach und ist auf der bekannten Karte von Ploennies aus dem Jahre 1715 schon verzeichnet.

Karte Ploennies, 1715
Bertramsmühle auf der Karte von Ploennis, 1715

Koordinaten des Mühlengebäudes: 51° 8'58.72"N, 7° 6'46.83"E

Geschichte

Der Solinger Geschichtsschreiber Rosenthal datiert die Mühle mindestens ins Jahr 1488. Im Altenberger Zehntverzeichnis für das Kirchspiel Solingen, dem Liber decimarum von 1488, glaubt er in der sogenannten „Gysen“-Mühle anhand der geografischen Aufzählung die Bertramsmühle zu identifizieren.
Ein altes Wasserrad trug die Jahreszahl 1628. Das Hebbuch des Solinger Rentmeisters Wilhelm Vaßmann (1683–1684) verzeichnet: „Die Mühl im Jagenberg, deren Besitzer seligen Bertrams Kinder, haben keinen Zwang, und geben jährlich auf Martini ½ Malter Roggen.“ Demnach hatte die Bertramsmühle zu diesem Zeitpunkt keinen Mahlzwang, das heißt, dass die Bewohner eines bestimmten Bezirkes um die Mühle keine Verpflichtung hatten, in der Mühle mahlen zu lassen.

Das Solinger Heberegister aus dem Jahre 1684 nennt in der Bertramsmühle Tillmann Müller und Dirich Müller. Ob es sich dabei um die Eigentümer der Mühle handelt, ist nicht bekannt, aber sehr wahrscheinlich, wenn man die Tatsache berücksichtigt, das die Mühle bis 1880 im Besitz von Müllern gleichen Namens war. Man wird auch annehmen können, dass der im Altenberger Zehntenverzeichnis von 1758 genannte Bertram in Wirklichkeit Bertram Müller hieß; dieser war dem Kloster Altenberg abgabepflichtig. Bisher ließ sich nicht feststellen, ob Tillmann und Dierich Müller die Söhne des verstorbenen Bertram Müller waren.

Am 24.12.1763 wird ein Obligationsprotoll angelegt. Darin wird festgehalten, dass das Ehepaar Abraham Üßeler und Anna Gertr. Flocke eine Hyphothek über 2000 Reichsthaler am 20.2.1756 aufgenommen haben und als Unterpfand angeben: zu Königsmühle gelegenes elterliches Johann Flocke Erbguth und Mahlmühle, 1/2 Erbguth zu Pilghausen, Johann Flocke Erbguth von Wittib Tillmann Müller und Kinder laut Kaufbrief vom 15.10.1763 erkauftes Erbgut in der Betramsmühlen und halbe Mahlmühle.
(Am 24.6.1766 übertragen auf Fol.55)

1773

Im Jahre 1773 ist ein Müller Johann Müller zu Bertramsmühle genannt. Sein Nachfolger wird der Bäcker und Müller Johann Abraham Müller gewesen sein, der mit Anna Catharina Broch verheiratet war. Dem Ehepaar wurde am 26.11.1811 in der Bertramsmühle der Sohn Carl Benjamin geboren.

1789/1790

Karte von Wiebeking 1789/90
Karte von Wiebeking 1789/90: Unterhalb der Bertramsmühle erkennt man vier weitere Schleifkotten am Bachlauf. (Die Karte ist nicht genordet.)

1820

1820 wurde die Mühle neu erbaut. (Quelle: Lunkenheimer??)

1826

Nach dem Tode von Johann Abraham Müller wurde am 29. August 1826 durch den Notar Raffelsieper ein Inventar der Bertramsmühle aufgestellt. „Herzogtum Berg, im Canton Solingen, Gemeinde Dorp in der Bertramsmühle, in der Behausung der Kinder des verstorbenen Johann Abraham Müller am 29. August 1826. Nachmittags ein Viertel nach zwei Uhr, hat sich der unterzeichnete Johann Christian Raffelsieper, Notar im Landgerichtsbezirk Düsseldorf zu Solingen residirend, auf Ersuchen des Bäckers Johann Abraham Müller am Esel, Gemeinde Dorp, für sich und als Hauptvormund über seine Minorennen Bruder Carl Benjamin Müller, worüber der zu Theegarten, in der Gemeinde Dorp wohnende und hierbei ebenfalls persönlich gegenwärtige Gabelmacher Johann Wilhelm Schlemper am zwölften Currentis als Gegenvormund bestellt worden, des hierselbst wohnenden Schleifers Carl Reinhard Lauterjung und dessen von ihm hierbei zu diesem Acte authorisirten Ehefrau Caroline Müller Hierselbst eingefunden, um das Inventar über den Nachlaß des am sechsten laufenden Monats hier in der Bertrams-Mühle verstorbenen Müllers und Bäckers Johann Abraham Müller aufzunehmen , zu wessen Abschätzung der Gabelmacher Johann Abraham Joest in der Bertrams-Mühle und der Scheerenmacher Johann Abraham Seilheimer, Hinten zu Heesten in der Gemeinde Dorp von dem mit gegenwärtigen Löblichen Friedensgerichte zu Solingen /: wodurch am siebenten dieses die Siegel angelegt worden:, heute Vereidigt worden sind. Obengenannte Personen waren alle hierbei persöhnlich zugegen, und ist mit der Inventar Aufnahme ist folgendes verfahren worden.“

Dann folgt ein Aufzählung des gesamten Inventars.

Die Mühle kam nun in den Besitz von Johann Abraham Müller und Samuel Ueßler.

Nach dem Tode von J.Abr. Müller kam die Mühle in den Besitz seiner Erben, die die Mühle mit dem dazugehörigen Gut am 16.9. und 15.11.1826 (im Solinger Wochenblatt) zur Verpachtung ausschrieben. Wahscheinlich kam die Mühle damals in den Besitz von (Johann) Abraham Müller und Samuel Ueßler, denn Julius Günther berichtet aus dem Jahre 1828: » Inhaber: Abraham Müller und Samuel Ueßler, – Oberschlägiges Wasserrad und zwei Mahlgänge für Weizen sowie Roggen und Hafer, die, auch wenn genügend Wasser vorhanden waren, niemals gleichzeitig betrieben werden konnten. Da diese Mühle alle Tage, wenn auch angeblich nur auf eine Stunde in Betrieb gesetzt werden konnte, so unterlag sie doch dem Steuersatz von 12 Talern.« Johann Abraham Müller war verheiratet mit M. Chr. Holz, einer Tochter der Eheleute Wirt und Ackerer Wilhelm Holz und Catharina Bungards am Esel (Grünewald).

Damals war die Konkurrenz für die Müller im hiesigen Bezirk groß und die Zeiten schlecht, es ist deshalb zu verstehen, dass sich die Müller einen Nebenerwerb verschafften. Wie die Müller Brünninghaus am Brühl, Büffert im Johänntgesbruch, Schmitz in der Haasenmühle und Bender in der Bausmühle, so richtete auch Johann Abraham Müller in der Bertramsmühle eine Wirtschaft ein und veranstaltete hier, wie auch die genannten Müller, Tanzmusiken, wie eine Anzeige im Solinger Wochenblatt vom 21.5.1828 berichtet:

21.5.1828 – Hofharmonie und Ball

»Mit obrigkeitlicher Bewilligung macht Unterzeichneter die ergebene Anzeige, daß er am zweiten und dritten Pfingsttag, Nachmittags von 3 bis 7 Uhr Hof-Harmonie und nachher Ball halten wird. Prompte Bedienung, so wie gute Getränke und Speisen werden ihn empfehlen. Auch wird am Dienstag Nachmittag ein Vogelschießen stattfinden, wobei der Gesellschaft ein Kalb geschenkt wird, welches auf Verlangen frisch oder gebraten überliefert werden kann. Freunde und Gönner werden hierzu höflichst eingeladen.
 Bertramsmühle den 20. May 1828. Joh. Abr. Müller«

1833

Das Adressbuch von 1833 nennt noch Abraham Müller und Samuell Ueßler als Müller in der Betramsmühle. 1840 sind Carl Müller und Dan. Uesseler in der Bertramsmühle genannt und 1869 der Bäcker und Müller Carl Müller.

Zeitungsanzeige: Solinger Kreis-Intelligenzblatt 29. Februar 1840
Ein Sack Weizen wurde verloren. Anzeige im Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 29.02.1840

1840

Carl, der Müller
Zeitungsreklame: Solinger Kreis-Intelligenzblatt 28. Juli 1840
wohlbesetzte Tanzmusik in der Bertramsmühle, wozu er Liebhaber ergebenst einladet. Anzeige im Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 28.07.1840

1881

Am 1. Mai 1881 zog der Müller und Bäcker Gustav Klein von Burg zu und übernahm die Mühle, er wird der letzte Müller in der alten Mühle gewesen sein. Carl Müller verzog am 2.8. 1881 nach Wieden.

Zeichnung Bertramsmühle um 1918
Zeichnung aus Lunkenheimer, untertitelt mit Bertramsmühle, nach einer Darstellung von G. Bayer, um 1918

Die Zeichnung zeigt die südliche Ansicht der Hofschaft Bertramsmühle. Folgt man dem Weg im Vordergrund, so endet dieser auf dem heutigen Steinbockweg. Die Zeichnung zeigt die Lage des oberschlächtigen Wasserrades. Heute ist der Standort des ehemaligen Wasserrades etwas für Wissende. Das Gerinne des Wasserrades (Obergraben) führte aufgeständert über den Weg. Der Mühlenteich, der das Wasserrad speiste, befand sich mehr als 100 Meter oberhalb des heutigen Mühlengebäudes. Er ist nicht mehr vorhanden, in der Anlage nur noch zu erahnen.

2003

Hofschaft Bertramsmühle Frühjahr 2003
Hofschaft Bertramsmühle Frühjahr 2003, vom Steinbockweg kommend

Gegenwart

Die Hofschaft Bertramsmühle ist eher durch das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus Nummer 5 bekannt, dessen güldener Spruch »Bewahre uns vor Wasser, Feuer, Wind und vor Gesellen, die langweilig sind« so manchen Wanderer zum Schmunzeln bringt.

Hofschaft Bertramsmühle Herbst 2002, Haus Nummer 5
Hofschaft Bertramsmühle Herbst 2002, Haus Nummer 5

Quellen / Literatur

  • Heinz Rosenthal: Solingen, Geschichte einer Stadt, Band I, Duisburg 1969, S.79
  • Ein Solinger Heberegister vom Jahre 1684 aus dem Ohligschlägernachlass, renoviert und auf die lebenden Namen konskribirt von Richter Wilhelm Vahsmann, wiedergegeben von F. Hinrichs in "Die Heimat", 1938 Seite 38.
  • Stadtarchiv Solingen 0–4 Bertramsmühle
  • Hans Grah, unveröffentliche Obligationsprotokolle, Prot. No. 418, Stadtarchiv Solingen,
  • Die Heimat, Beilage zum Solinger Tageblatt, 26. März 1954, S.10 - Otto Bauermann, Mühlen am Strohner Bach.
  • Rheinische Landeszeitung vom 23.4.1939
  • Bergische Heimatblätter der Bergischen Zeitung 1928, Nr.17
  • Ludwig Lunkenheimer: Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen, Köln 1990, S.18ff

©2003–2009 Michael Tettinger
Mi. 26.02.2003 – So. 30.08.2009
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