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Folgender Artikel erschien am 22. Juli 2003 im Solinger Tageblatt. Übernommen habe ich ihn mit freundlicher Genehmigung der Autorin, die Fotos stammen von Uli Preuss.
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  Solinger Tageblatt

Thema des Tages

Verwüstungen am Wipperkotten

Schäden am Wehr und an der Toilettenanlage: Schlieper und Anwohner sind in Sorge


© Uli Preuss

Die Schlieper vom Wipperkotten sind fassungslos: Unbekannte kippten zum zweiten Mal das Toilettenhäuschen um.

(tsch) Wer am Wipperkotten sein Geschäft machen will, muss das jetzt im Wald tun: Unbekannte haben in der Nacht zum Samstag das Toilettenhäuschen umgeworfen - zum zweiten Mal in diesem Monat. Eine Ausweichmöglichkeit für die Schlieper, die im letzten in Betrieb befindlichen Wasserkotten noch nach alter Sitte schleifen, gibt es nicht.

Das stille Örtchen stand auf einem massiven Betonsockel. "Das Haus ist ziemlich schwer, zwei Mann können es allein nicht heben", sagt Axel Birkenbeul vom Förderverein Wipperkotten. In der Nacht, so haben Anwohner Birkenbeul berichtet, sei am Wupperufer gefeiert worden. Ob dann im Überschwang der Partylaune gegen das Häuschen Hand angelegt worden sei, vermag Birkenbeul nicht zu sagen. Fakt ist, dass auch beim ersten Toiletten-Akt gefeiert wurde. Wann das Häuschen wieder genutzt werden kann, weiß Birkenbeul nicht. Es bleibt die Kostenfrage.

Doch es ist nicht nur die Chemietoilette. Die Reitersperre wurde in der Vergangenheit mit Gewalt aus der Erde gerissen. Und auch die Wasserwanderer sollen dem Kotten und seinem Wehr zusetzen. 1605 wurde die Kottenanlage offiziell in Betrieb genommen und die Wupper zum Antrieb der Wasserräder gestaut. Seither trotzt sie dem Hochwasser. Kanus und Flöße kamen erst später dazu.

Geht das Wehr dahin?

"Vor etwa zehn Jahren hat der Wupperverband an einem Teil des Wehres gearbeitet", erinnert sich Hans Karl Rodenkirchen, der am Ufer sein Atelier hat. Birkenbeul und Rodenkirchen mögen sich nicht ausdenken, was passiert, wenn das Wehr bricht. Die historische Anlage wäre vermutlich unwiederbringlich hin: Die Handarbeit, um das Wehr wieder aufzubauen, könne schlicht niemand bezahlen. Frank Becker, der geführte Kanu-Touren auf der Wupper anbietet, glaubt nicht, dass die Schäden am Wehr tatsächlich von den Wasserwanderern rühren: "Bei Hochwasser werden große Steine gegen das Wehr gespült." Das sei die Ursache dieser Zerstörung. Der Gewinner einer olympischen Bronzemedaille setzt alles daran, die Natur zu erhalten. Er hat ein Konzept erarbeitet, in dem er Standorte für mögliche Aus- und Einstiegsstellen für Kanuten ausgewiesen hat. Schilder sollen dann auch dafür sorgen, dass die Paddler ihr Gefährt vorsichtig über die Fischtreppe am Leichlinger Wupperufer ziehen. "Aber nur, wenn der Fluss genügend Wasser führt." Wenn nicht, muss auch weiterhin getragen werden.

Solinger Tageblatt vom 22. Juli 2003

Weiterführende Links
Foto des Tages im Solinger Tageblatt
Solinger Morgenpost zum gleichen Thema am 23.7.2003
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