Schleifkotten an der Wupper - Untenfriedrichstaler Kotten

Die Wupperbrücke am Friedrichstaler Kotten

Foto: Zeitungsnotiz, Solinger Tageblatt vom 29. Januar 1941

Quelle: Solinger Tageblatt, 29. Januar 1941

Wie alle anderen Ortschaften der Wupperberge, so war auch Friedrichstal in früheren Jahren von der Außenwelt so gut wie abgeschnitten. Em Friederstal es d' Welt met Bredern tougenählt [mte: Im Friedrichstal ist die Welt mit Brettern zugenagelt], sagten die Alten und sie hatten teilweise auch recht. Wupperaufwärts verband nur ein schmaler Weg die Ortschaften Friedrichstal und Rüden, wupperabwärts gestatteten die Hohlepuhler Kleppen keinen Verkehr. Auf Leichlinger Gebiet waren wohl Verkehrsmöglichkeiten vorhanden, aber hier machte der Fluß einen Strich durch die Rechnung. Um diesen Zustande ein Ende zu machen, entschlossen sich die Gebrüder Melchior, als damalige Besitzer des Unten-Friedrichstaler Kottens, unmittelbar am Kotten eine Wupperbrücke zu bauen. Unter großen Kosten wurde diese hergestellt und eine neue geregelte Verkehrsmöglichkeit nach Leichlingen geschaffen. Dies geschah im Jahre 1862.

Jetzt war zwar der Durchgangsverkehr möglich, aber die Freude sollte nicht von langer Dauer sein, denn für die Unterhaltung der Brücke wurde so gut wie nichts getan. Schon nach einigen Jahrzehnten war diese in einem so schlechten Zustand, daß sie wegen Baufälligkeit polizeilich gesperrt werden mußte. Aber die Bewohner der Wupperberge störten sich wenig an dieser Maßnahme. Sie benutzten die Brücke unentwegt weiter. Ende der achtziger Jahre wurde dem Eigentümer der Befehl erteilt, die Bohlen zu entfernen. Melchior kam diesen Verlangen nach und nun stand nur das nackte Eisengerippe noch da. Aber eine Sperrung der Brücke wurde auch mit dieser Maßname noch nicht erreicht. Sich am Geländer festhaltend, rutschten die Wupperanlieger auf den schweren Schienen von einer Seite des Flusses zur anderen. Kaum war dieses gefährliche Spiel zur Kenntnis der zuständigen Behörde gelangt, als der Besitzer schon den Auftrag erhielt, den ganzen Rest der Brücke niederzulegen. Dies geschah auch. Von diesem Zeitpunkt ab hörte selbstverständlich jeder Verkehr über die Brücke auf, da beiderseits nur die ersten Pfeiler der Brücke im Wasser standen.

Als dann im Herbst des Jahres 1890 die gewaltige Hochwasserkatastrophe kam, wurde das am Friedrichstaler Kotten liegende Gebäude des Hammerwerks von den Fluten fortgerissen. Das Balkenwerk verfing sich in dem niederhängenden Geländer der Brücke und nahm die Pfeiler mit fort. Jetzt stand nur noch das Mittelstück. Aber nicht lange mehr dauerte die Herrlichkeit, denn der im Januar 1891 erfolgte schwere Eisgang nahm auch diesen letzten Rest mit. Nur Mauerreste auf beiden Seiten der Wupper zeigen heute noch an, wo die Brücke einst stand.

Aber nicht lange blieb Friedrichstal damals ohne Wupperübergang. Um die Jahrhundertwende baute der Messerschleifer und spätere Gastwirt Eduard Ern etwa hundert Meter unterhalb der alten Brücke eine neue, mit dem Ausflugslokal Friedrichsaue. Diese steht auch heute noch und regelt den Verkehr mit der anderen Seite. F.W.

Achtung!!! Obiger Artikel stammt aus dem Jahre 1941!!!
Etwaige Übereinstimmungen mit dem Zustand der Brücke in der Kohlfurth im Jahre 2005 sind rein zufällig; gleiches gilt für das Verhalten der Bewohner der Wupperberge.

Das Ausflugslokal besteht auch im Jahre 2005 noch und besticht durch exzellente Preise (3,70 EUR für 0,5 Liter Radler). Die vom Gastwirt Ern erbaute Brücke wurde vermutlich in den 60er Jahren des 20ten Jahrhunderts durch die uns heute bekannte Betonbrücke ersetzt. Der auf Leichlinger Gebiet verlaufende Wanderweg wird derzeit im Rahmen der vergessenen Aktivitäten rund um den Wasserwanderweg "Raute 6", der die Wupper von der Quelle bis zu ihrer Mündung in den Rhein begleitet, großzügig ausgebaut.

Wer etwas genauer hinsieht, der findet am linken Ufer der Wupper noch Reste des Brückenkopfes.

Reste den Brückenkopfes im Jahre 2005
Noch auffindbare Reste des Brückenkopfes im Jahre 2005.

Seltsamerweise hat der Autor F.W. (Friedrich Wieden?) das Gewitter im Jahre 1936 nicht erwähnt.


©2005 Michael Tettinger, Fr. 24.06.2005, letzte Änderung: So. 26.06.2005