Glüder

Ausgangspunkt für interessante Wanderungen

Im Wuppertal bei Glüder

Max Schmidt erzählt in „Die Heimat“, 8.8.1925, Jg.1925, Nr.12, S.46f aus vergangenen Tagen:

Betramsmühler Bach »Als wäre er träge von seiner Arbeit, so langsam rieselt der Strohnerbach dahin, wenn er die alte Bertramsmühle und die Muttemühle passiert hat. Kurz vor seiner Mündung, diesseits des Strohnerhofes, schlängelt er sich durch tiefe Furchen des wildzerklüfteten Waldgeländes, das mit den verschiedenen seltsame gewachsenen Bäumen einen wildromatischen Eindruck macht. Das eigenartige Landschaftsbild, das sich hier bietet, ist nicht vollständig von der Natur so gestaltet. «

Foto: Petersmühle

Mit Muttemühle meint Schmidt die heutige Petersmühle am Bertramsmühler Bach (früher Strohner Bach). Mutte sind Hufe von Kühen und Ochsen. Diese Hufe wurden geröstet und in der Mühle zu feinem Mehl verarbeitet und unter dem Namen Klauenmehl, das für Härtezwecke gebraucht wurde, verkauft.

Und wenn Schmidt auch nachfolgend das Militär für den Eingriff in die Natur verantwortlich macht, die noch heute erkennbaren gestalterischen Eingriffe in das Tal des Strohner bzw. Bertramsmühler Baches müssen wir eher den Bauaktivitäten der damaligen Schleifer zuschreiben, die Stauteiche samt Ober- und Untergräben zum Antrieb ihrer Schleifmühlen kreativ im Gelände anlegten.

»Nein, hier war vor Jahrhunderten zuweilen reges Leben. Hier ging der alte Ritter- oder Heerweg, der aus dem unteren Kreise bzw. von den Rittergütern nach der Residenz der Grafen von Berg führte, der Wupper entlang auf Burgerhöhe zu. Die meterbreiten Furchen, die sich diesseits Strohnerhof unweit der Wupper, wo ehemals der Weg erneut seinen Anfang nahm, terassenförmig aneinander reihen, sind alte Fuhrrinnen, die entstanden, wenn sich begegnende Wagen zum Ausweichen gezwungen waren oder weil die Fuhrstrecke derart mitgenommen war, daß man sich eine neue suchen mußte. Etwas weiter im Wald auf Burg zu ist der alte Ritterweg aber wieder stückweise vollständig einheitlich festzustellen.

Wo sich der Strohnerbach in die Wupper ergießt, etwas oberhalb von Strohnerhof, war die Furt, die jetzt noch bei nicht allzu hohem Wasserstande zu sehen ist und von Uebermütigen zuweilen auch noch benutzt wird. Dort setzten Roß und Reisige und in Kriegszeiten die Heere, die gen oder von Burg wollten, über die Wupper.«

Foto: Mündung des Betramsmühler Baches in die Wupper
Mündung des Bertramsmühler Baches in die Wupper (Februar 2003)
Wegen dringender Sanierungsarbeiten wurde die Brücke vom 13.9 bis 18.9.2004 gesperrt. Nach 30 Jahren waren einige Eichenbalken der Fahrbahnauflage durch Fäulnis sehr stark angegriffen.

Foto zeigt das Hinweisschild auf die möglichen Stolperkanten
"Achtung! Stolperkannten durch neuen Brückenbelag. Benutzung auf eigene Gefahr!" Kommen die Kannten vom Können?

Solingen und seine Brücken, ein anderes Kapitel.
Die Brücke in Strohn wurde am 18.3.2015 zur Nutzung gesperrt, ausgenommen blieben Fußgänger. Am 6.7.2016 erfolgte dann die noch andauernde Vollsperrung. Für 2019 ist der Abriss und Neubau der Wupperquerung geplant.

Ob hier Max Schmidt mit seiner Vermutung zur Furt richtig liegt, weiss ich im Moment noch nicht. In anderen Quellen wird von einer Furt am ehemaligen Schwarzwooger Kotten, auch Rheinfurther- Kotten genannt, berichtet. (Wupperbesichtigung 1803 in: Die Heimat 1933, S.85)

»Was mag die alte Furt bis vor etwas 100 Jahren nicht alles gesehen haben! Vergangene Zeiten erzählen uns von der Pracht der Heere, aber auch von den Schrecken der Soldateska. Beides paarte sich hier in der Vergangenheit. Wo jetzt die Jugend in ihrem vor einigen Jahren geschaffenen Heim Erholung sucht und wo in der Nähe das Surren der modernen Turbinen ertönt, welche die Elektrizität für die Stadt schaffen, da lagerten in der Franzosenzeit des vorigen Jahrhunderts die Kriegsvölker.«

Foto: Waldhaus Strohn Das Landheim wurde 1921 von Mitgliedern des Jugendclubs 1908 e.V. Solingen errichtet. Dieser Verein unterhält das Waldhaus Strohn auch heute noch und stellt es interessierten Gruppen zur Verfügung.

»Noch weiter zurück liegt die Geschichte des Strohnerhofes mit Strohnerhöhe und des noch etwas stromab auf der Bergeshöhe gelegene Hörath. Gehörten doch jene drei genannten Höfe ehemals den Johannitern, später dem Malteserorden. Wahrscheinlich wurden sie vom Grafen Engelbert (1170-1193) den Johannitern geschenkt. In den ersten Jahrhunderten wurde der Johanniterbesitz von Burg aus verwaltet, später wurde jedoch die Comturei mit der Herrenstrunden vereinigt, von der auch die Vermietung erfolgte.

Die Schicksale, die über Schloß Burg im Laufe der Zeit hereinbrachen, schlugen ihre Wellen auch in die umliegenden Orte. Das Wuppertal, in dem sich die Heere fast ständig aufhielten - war es doch bei dem Fehlen jeglicher Chausseen der beste Heeresweg - hatte besonders viel zu leiden. Schon im 30jährigen Kriege hatten Strohn, Glüder und die weiter die Wupper hinunterliegenden Orte die Kriegsschrecken oder deren Folgeerscheinungen gespürt. Im Juli 1633 wurden Strohnerhof und Glüder von feindlichen Soldaten vollständig ausgeraubt. Besonders dem Besitzer Everts von Glüder wurde übel mitgespielt. Dasselbe wiederholte sich im Jahre 1672; die Franzosen droschen dem damaligen Besitzer von Glüder, Paulus mit Namen, das Getreide aus, nahmen sein Pferd mit und steckten die Gebäude in Brand. Immer und immer wieder hatten die Besitzer der Höfe zu leiden. Im Oktober 1702 wurden sie wieder von französischen Soldaten ausgeplündert. Es dauerte dann noch über 100 Jahre, bis man sich wieder vollständig beruhigt in jenem abgelegenen Tale fühlen konnte.«

Soweit Max Schmidt an dieser Stelle, seine Geschichte hat eine Fortsetzung: Verzweifelte Suche nach Kohlen. Viele ältere Solinger kennen den Schauplatz auch unter dem Namen „die Kohlenlöcher