Die Thalbrücke und ihre Umgebung .:. Rockdiscothek Exit · closed

Frisch aus der Presse, Solinger Morgenpost vom 17. März 2005:

Zeitungsausschnitt, Solinger Morgenpost, 17.03.2005

"Exit" wird nicht verdrängt

(hr) Welche Überlebensschance hat die Rock-Discothek "Exit", wenn im Mai 2006 das Regionale-Projekt Brückenpark Müngsten an den Start geht? Das wollten im Remscheider Bauausschuss die Politiker wissen, nachdem sie durch Presseberichte auf die Sorgen der Discobetreiber aufmerksam geworden waren.

Doch Henry Beierlorzer, Chef der Regionale-Agentur, drehte den Spieß in seiner Darstellung der Dinge um. Seine Fragen: Wie stellt sich das Exit auf die neue Situation ein, die entsteht, wenn unter der Brücke auch tagsüber Besucher kommen, um den neuen Brücken-Park zu besuchen? Wie interpretieren die Besitzer der Immobilie die Rolle des Hauses im Konzept eines touristischen Dorfes, das nach dem Willen der Regionale-Partner unter der Brücke entstehen soll.

"Es wird niemand verdrängt", machte Beierlorzer klar. Wenn das "Exit" bleiben wolle, habe man keine Zwangsmittel in der Hand. Die Regionale-Agentur habe vielmehr von Anfang an versucht, die Besitzer für die Regionale-Pläne ins Boot zu holen, sie zu Investitionen in ihr Objekt zu bewegen, um den Standort insgesamt attraktiver und zukunftsträchtig zu machen.

Die Chance, dass sich dann rund um das Exit weitere attraktive Angebote für Jung und Alt ansiedeln, sei dann größer, argumentiert Beierlorzer. Bislang aber habe es von Exit-Seite immer geheißen, dass man den Standort unter der Brücke aufgeben wolle. Die jetzt über die Presse kund getane Kehrtwende der Disco-Macher wundere ihn sehr. Man bleibe aber im Gespräch.


Foto: Gebäude am Brückenweg
Gebäudekomplex der Diskothek 'Exit' - März 2005 :: Der Lack ist ab

Am 18. März meldet Solingen-Online:

Beierlorzer stört sich am "Exit"

(ric) In seinem Brückenpark Müngsten ist für das "Exit" kein Platz. Daraus machte Henry Beierlorzer, Chefplaner des Landesförderprogrammes Regionale 2006, vor Remscheider Kommunalpolitiker keinen Hehl. Denn der Park mit Schwebefähre als touristisches Highlight vertrage keine 18 Jahre alte Diskothek, deren Besitzer am liebsten alles so belassen wolle, wie es ist. Vielmehr soll ein Gastronomie-Dorf mit Besucherinformationszentrum entstehen, wo heute noch viele junge Remscheider und Solinger zum Tanzen gehen.

Schon 2002 sei er zur Realisierung der Brückenpark-Idee auf die Eigentümer des Exit zugegangen, berichtete Beierlorzer im Remscheider Bauausschuss. Die aber hätten erklärt, sich von der Diskothek trennen zu wollen. Darum sei seine Regionale-Agentur "auf andere Akteure zugegangen". Denn eine Erneuerung sei unumgänglich, wenn die Diskothek Teil des Brückenparkes werden solle, erklärte der Regionale-Chef: "Dort ist seit Jahren Desinvestition betrieben worden. Deshalb ist das immer weiter heruntergekommen."

Bei rga-online.de habe ich diesen Artikel mittlerweile auch gefunden: Regionale-Chef will keine 18 Jahre alte Diskothek

Desinvestition
ist das Gegenteil einer Investition. Desinvestition bedeutet in der Betriebswirtschaftslehre die Freisetzung von Kapital im Unternehmen durch Verkauf von Vermögensgegenständen. »Werden die investierten Geldbeträge über den Markt wieder in liquide Form überführt, so bezeichnet man diesen Vorgang als Desinvestition.« (Günter Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 10. Aufl. 1972, S. 358)
Mit anderen Worten, das allseits bekannte Tafelsilber wird verscherbelt.

Wenn dem so ist, welches Silber, welche Vermögensgegenstände wurden verkauft?

Sollten die Formulierungen aus dem Hause Tageblatt nur annäherend stimmen, so beschleicht mich der Eindruck, dass das Projekt Brückenpark gescheitert ist oder kurz vor seinem Ende steht.
Wäre Henry Beierlorzer ein privater Investor, so würde ich noch den bekannten Silberstreifen am Horizont sehen und seine kundgetanen Gedankengänge nachvollziehen können ... ansonsten sind seine kolportierten Gedanken - 'mein Brückenpark Müngsten' - eher kontraproduktiv. Als Steuerzahler dürfen oder müssen wir 'seinen' Park immerhin finanzieren!

Foto zeigt die Diskothek Exit vom Remscheider Wupperufer aus
Diskothek Exit vom Remscheider Wupperufer aus gesehen - Ostern 2005

Angeregt durch diese beiden Artikel habe ich etwas im örtlichen Pressewald gestöbert; hier meine Fundsachen:

Solinger Morgenpost vom 10. März 2005:

"Exit" soll bleiben

(hr) Die Rockdiscothek Exit, die unter der Müngstener Brücke auf Solinger Stadtgebiet liegt, soll im kommenden Jahr nicht den Regionale-Plänen für den Brückenpark Müngsten weichen. Vertreter von CDU und FDP machten sich jetzt im Hauptausschuss der Stadt Remscheid dafür stark, dass man die Discothek an ihrem Ort belässt und nach Alternativen sucht.

Es könne nicht sein, dass eines der wenigen intakten Freizeit-Angebote für Jugendliche weichen müsste, sagte Markus von Dreusche (FDP). Er hat bereits Kontakt zu den Solinger FDP-Kollegen aufgenommen, um in beiden Städten für den Erhalt der Disco zu kämpfen. Für abwegig erklärte Bernd Quinting (CDU) die Vorstellung der Regionale-Agentur in Wuppertal, an selber Stelle künftig Kaffee und Kuchen für Brückenpark-Besucher anbieten zu lassen. Das hatte auch der jetzige Exit-Betreiber abgelehnt.

Nach den aktuellen Bauplänen für den Brückenpark Müngsten sollen die Parkflächen des Exit in Wiesen umgewandelt werden. Daran aber müsse das Exit nicht scheitern, so die Politik. Die Besucher könnten jene Parkplätze nutzen, die für den Brückenpark in etwas Entfernung neu angelegt werden. Konflikte seien ausgeschlossen, weil das Disco-Publikum zu einer Zeit ankomme, wenn die Park-Besucher längst weg seien.

Artikel vom 25.02.2005 bei www.rga-online.de:

"Exit" droht das Aus

Von Daniel Juhr

Kaffee und Kuchen unter der Brücke mit dem goldenen Niet: Sieht so die Zukunft des "Exit" aus? Nach Aussage von Wolfgang Hilbrich, Chef der Rockdiskothek unter der Müngstener Brücke, könnte genau das passieren. Grund sind die Pläne für den "Brückenpark Müngsten" mit "Schwebefähre" über die Wupper. Dem auch unter Remscheider Jugendlichen beliebten Exit droht dann das Ende.

Denn Fakt ist: Im neuen Erholungsraum "Brückenpark", der bis Mai nächsten Jahres als Projekt des Landesstrukturprogramms "Regionale 2006" entstehen soll, ist nach den bisherigen Planungen für die Disko kein Platz mehr. Wohl aber für einen Gastronomiebetrieb, der in das Exit-Gebäude hineinpassen würde. Nur: Ein gediegenes Café passt dem Besitzer der Kultdiskothek für Nachtschwärmer aus dem ganzen Bergischen gar nicht ins Konzept: "Ich mache Rockmusik." "Uns geht es nicht darum, diese Disko zu verdrängen", versichert Henry Beierlorzer, Chef der "Regionale 2006" mit Büro in Wuppertal: "Es ist uns aber signalisiert worden, dass das Exit ohnehin längerfristig keine Perspektive an diesem Standort hat." Was den Brückenpark-Erbauern gelegen käme. Doch will Wolfgang Hilbrich davon nichts wissen: "Das ist doch meine Existenz hier, ich lebe jetzt seit 18 Jahren davon."

Laut Regionale-Chef Beierlorzer indes wird "das Exit nächstes Jahr nicht mehr als Disko betrieben". Die Pläne der Brückenpark-Erbauer sehen so aus: Da, wo jetzt die Exit-Besucher parken, sollen Wiesen und Auen entstehen. Und der Müngstener Brückenweg soll nach dem Bau eines neuen Parkplatzes in der Kohlfurth nur noch für Anlieger und Reisebusse befahrbar sein - damit wäre das Exit seine Zufahrt los. Noch aber bleibt die Disko offen und das normale Programm bestehen. Sonderveranstaltungen inklusive: Am 27. März, Ostersonntag, steigt die nächste Exit-Schlagerparty nach dem Motto "Tanz den Heinz". Fraglich bleibt indes angesichts der immer konkreteren Regionale-Pläne, wie oft im Exit unter der Müngstener Brücke der Heinz noch tanzen kann.

Manchmal haben Autoren kleine Defizite in der Kenntnis der örtlichen Geographie: Der neue Parkplatz soll nicht in der Kohlfurth (liegt 5 km entfernt), sondern in Müngsten, an der Einmündung des Morsbachs in die Wupper, auf Remscheider Gebiet entstehen.

Foto zeigt den Ort des zukünftigen Brückenpark-Parkplatzes
Auf dieser Brachfläche soll der Parkplatz für den Brückenpark Müngsten entstehen - Ostern 2005 ist es noch ein Naturschutzgebiet. Vor hundert Jahren war das Gebiet ein Stauteich, die Stadt Solingen nutzte ihn zur Trinkwassergewinnung.
Links der Mündungsstein oberhalb dem Morsbach, rechts die B 229 nach Remscheid, im Vordergrund die L 74.

Artikel vom 09.03.2005 bei www.rga-online.de

"Exit" alarmiert Politik - Diskothek soll kein Café werden

Von Axel Richter

Kaffee im Kännchen statt "Flens" aus der Flasche, gediegenes Geklimper denn düsterer Darkwave: Diese Vorstellung von einem erneuerten "Exit" unter der Müngstener Brücke mag auch einigen Remscheider Kommunalpolitikern so nicht einleuchten. "Es macht doch keinen Sinn, die Diskothek dort aufzugeben", schüttelte Bernd Quinting (CDU) im städtischen Hauptausschuss den Kopf. "Ein Café sehe ich dort jedenfalls nicht."

Und andere Volksvertreter auch nicht. Alarmiert reagierten sie deshalb am Montagabend auf einen Bericht vom 26. Februar: "Exit will kein Café werden", hatte der RGA da geschrieben und über die Pläne für jenen "Brückenpark Müngsten" berichtet, den Remscheid und Solingen im Rahmen des Landesprogramms "Regionale 2006" unter der Müngstener Brücke errichten wollen. Für die bei vielen jungen Leuten beliebte Diskothek ist darin kein Platz mehr. Wohl aber für ein Café mit Brückenblick bei Schwarzwälder Kirschtorte. "Es muss doch Möglichkeiten geben, die Disko weiterzuführen", forderte im Hauptausschuss Markus von Dreusche (FDP). Das unterstrich Jürgen Kucharczyk, doch warnte der SPD-Mann davor, "nunmehr das ganze Projekt Brückenpark zu gefährden".

Wenig beeindruckt von der aufgeregten Debatte zeigte sich Remscheids Baudezernent Helmut Kennepohl (CDU). "Mir war nicht bekannt, dass es dort Probleme geben könnte", entgegnete er den Politikern. Schließlich sei die 18 Jahre alte Diskothek doch von Beginn an in die Planungen für den neuen Brückenpark einbezogen worden. Das aber habe "damals keine Proteste zur Folge gehabt".

Im nächsten Bauausschuss soll Regionale-Chef Henry Beierlorzer Stellung nehmen: 15. März, 17 Uhr, Rathaus.

Artikel vom 09.03.2005 bei www.rga-online.de:

Kommentar: Plötzliches Erwachen

Von Axel Richter

Geschickt reichte der Baudezernent den "Schwarzen Peter" weiter: Seit Jahr und Tag zeichnen die Planer Skizzen und entwerfen Pläne für einen "Erholungsraum" mit "Schwebefähre" als "Brückenpark Müngsten". Der Bestand der Diskothek "Exit" spielte dabei keine Rolle. Im Gegenteil: Die Pläne für ein "Gastronomie-Dorf" anstelle der bei Jugendlichen beliebten Diskothek wurden gar schon auf der Immobilien-Messe "Expo Real" in München versucht, an den Investor zu bringen. Kritik aus der Politik hatte es auch daran nicht gegeben. Jetzt plötzlich erwachen die Volksvertreter und fürchten um den Treffpunkt für die Jugend. Vielleicht gucken sie das nächste Mal gleich genauer hin.

Artikel vom 17.03.2005 bei www.rga-online.de:

Brückenpark: Regionale-Chef will keine 18 Jahre alte Diskothek

(ric). In seinem "Brückenpark Müngsten" ist für das "Exit" kein Platz. Daraus machte Henry Beierlorzer, Chefplaner des Landesförderprogrammes "Regionale 2006", am Dienstagabend vor der Remscheider Kommunalpolitik keinen Hehl.

Denn der Park mit "Schwebefähre" als "touristisches Highlight erster Güte" verträgt keine 18 Jahre alte Diskothek, deren Besitzer am liebsten alles so belassen möchte, wie es ist. Vielmehr soll ein "Gastronomie-Dorf" mit Besucherinformationszentrum entstehen, wo heute noch viele junge Remscheider zum Tanzen gehen. Schon 2002 sei er zur Realisierung der Brückenpark-Idee auf die Eigentümer des Exit zugegangen, berichtete Beierlorzer im städtischen Bauausschuss. Die aber hätten erklärt, sich von der Diskothek trennen zu wollen. Darum sei seine Regionale-Agentur "auf andere Akteure zugegangen". Denn eine Erneuerung sei unumgänglich, so die Diskothek zum Teil des Brückenparkes werden solle, erklärte der Regionale-Chef: "Dort ist seit Jahren Desinvestition betrieben worden. Deshalb ist das immer weiter heruntergekommen."

Der Remscheider General-Anzeiger fragt nach; rga-online.de am 23. März 2005:

Regionale-Geschäftsführer konkretisiert Aussagen über "Exit"

(ate). In seiner Funktion als Ausflugsort ist der gesamte Standort Müngsten gemessen an früheren Jahren "abgesackt und heruntergekommen". Das erklärte der Geschäftsführer der Agentur für das Förderprogramm "Regionale 2006", Henry Beierlorzer.

Damit konkretisierte er seine Stellungnahmen aus einer Sitzung des städtischen Bauausschusses, in der es unter anderem um die Zukunft der unter der Müngstener Brücke gelegenen Rock-Diskothek "Exit" ging. Der RGA zitierte Beierlorzer vergangene Woche mit den Worten: "Dort ist seit Jahren Desinvestition betrieben worden. Deshalb ist das immer weiter heruntergekommen." Er habe das "Exit" nicht abqualifizieren wollen, versicherte der Regionale-Chef in einem Brief an den RGA. Im Gegenteil: Das "Exit" hält nach seiner Einschätzung "mit wechselnden Programmen noch Leben am Standort". Mit "leer stehenden Ruinen und über Jahre nicht mehr modernisierter Bausubstanz" signalisiere der Bereich unter der Müngstener Brücke aber "einen gewissen Verfall". Beierlorzer: "Man würde denen, die sich am Standort noch engagieren, aber nicht gerecht, wenn man dieses verallgemeinern würde."

Wichtig ist aus seiner Sicht, mit dem an dieser Stelle geplanten "Brückenpark" einen "Impuls für die Zukunftsentwicklung des Standortes" zu geben. Dem sollten nach Beierlorzers Meinung auch private Investitionen folgen. Vor allem mit dem "Dorf" des Parks würden Anreize für Investoren geschaffen. Dort sollen nach den Wünschen der Planer ein Besucherzentrum und eventuell auch ein Veranstaltungsaal entstehen. Beierlorzer hofft auch auf Angebote für Jugendliche.

In seiner Samstagsausgabe vermeldet das Solinger Tageblatt am 26. März 2005:

"Genug Platz für Exit im Brückenpark"

(kra) Die Diskothek "Exit" muss nicht aus dem Brückenpark in Müngsten verschwinden. Das betont Henry Beierlorzer, Geschäftsführer der Regionale-Agentur. Er habe nie behauptet, dass das "Exit" heruntergekommen sei. "Ich habe gesagt, Müngsten ist heruntergekommen." Mit den Mittel des Regionale-Programms gelte es, diesen touristischen Anziehungspunkt aufzuwerten. Beierlorzer würde es begrüßen, wenn sich im Brückenpark auch ein Angebot für Jugendliche etablieren würde. "Das Exit könne durchaus seinen Platz bekommen." Allerdings sei es notwendig, dass das Gebäude modernisiert werde. In der vergangenen Woche hatte Beierlorzer noch im Remscheider Bauausschuss gesagt, er wünsche sich an der Stelle des Exits ein Gastronomiedorf mit Besucherinformationszentrum.

Und was durften wir einen Monat später bei RGA-Online lesen? (25. Mai 2005)

"Exit" schließt - Es rechnet sich nicht

Solingen (ric). Schluss mit Rock und Wave unter der Müngstener Brücke: Die Discothek "Exit" macht dicht. Es hat sich nicht mehr gerechnet, erklärte Exit-Inhaber Wolfgang Hilbrich gegenüber dem RGA. Er habe zuletzt draufzahlen müssen, um die Discothek offen zu halten.

Außerdem, der RGA berichtete: Das Tal unter der Müngstener Brücke wird zum "Brückenpark Müngsten". Die Planer des Landesstrukturprogrammes "Regionale 2006" wollen ein "Gastronomie-Dorf" entstehen lassen, wo junge Leute aus dem Bergischen bisher zum Tanzen gingen. Vom "Exit", das über 18 Jahre lang für Jugendkultur im Bergischen Land stand, wird mithin nicht viel übrig bleiben. Abschied gefeiert wird am 4. Juni; dann findet unter der Brücke die letzte Party statt.

Über die Party berichtet das Solinger Tageblatt am 7. Juni 2005:

"Stück Jugend ist gestorben"

Auf dieser Beerdigung wurde am Samstag getanzt: Solingens Traditions-Diskothek Exit hat ihre Tore geschlossen.

(pj) Es gibt Beerdigungen, bei denen getanzt wird. So ein Fest fand Samstagabend im Exit statt. Es war die letzte Party in Müngsten. Und alle waren da. Wie etwa der 35-jährige Christian Feiertag. Der Ingenieur aus Sprockhövel blickt auf die Tanzfläche, stellt sein "Flens" vor sich ab und brüllt dem ST-Reporter ins Ohr: Hier stirbt heute ein Stück meiner Jugend. Seit 1991 nach dem Abi bin ich immer hierhin gekommen. Trotz Geburtstags seines Sohns ließ er es sich nicht nehmen, dem Exit die letzte Ehre zu erweisen.

Wie hunderte von anderen Solingern, Wuppertalern, Remscheidern. Zeitweise ging nichts mehr (außer Tanzen und Feiern natürlich), geparkt wurde wie früher, Mitte der 90er, bis fast zur B 229 hoch. Vor dem Exit stand man trotz Regens in Gruppen zusammen, sprach von alten Zeiten. An diesem Abend war keiner allein, jeder traf bekannte Gesichter.

Auch der Remscheider Michael Charko (37) trauert dem Exit nach: Eine Attraktion weniger in unseren Städten. Solinger Reaktionen: Petra Niehues (34) meint: Das Ende war ja abzusehen. Aber jetzt ist das schon ein komisches Gefühl. Florian Butzkus und Christian Thiel (beide 24) sind sich einig: Hier stirbt ein Stück Solingen. Und Ralf fehlt.

Ralf Nesch war bis 2000 DJ im Exit, ist nun in Leverkusen mit dem "Shadow" erfolgreich. Doch auch das DJ-Trio Uwe, Vossi und Hoffi gab sich redliche Mühe. Fast war es wie in alten Zeiten, als die Glocke schlug, und der DJ während des Intros zu Hells Bells von AC/DC über Lautsprecher rief: Da habt ihr, was ihr wollt!

Wietold Fassbender (47), seit 18 Jahren Türsteher und Mädchen für alles im Exit, wundert sich nicht über den Andrang: Das hatte ich erwartet. Ich wollte eigentlich draußen einen Bierwagen hinstellen. Fassbender, für viele der gute Exit-Geist, wirkte erstaunlich gefasst: Ach weißt du, ich mach' den Job 26 Jahre. Es gibt noch anderes im Leben.

Was man bei www.rga-online.de so alles findet, andere Online-Angebote lokaler Zeitungen wurden entweder eingestellt oder leiden unter Gedächtnisschwund. Hier ein Artikel vom 04.12.2003 bei www.rga-online.de erschienen:

"Brückenpark Müngsten" wird den Bürgern vorgestellt

Von Fred Lothar Melchior

Solingen. "Es war einmal ein mondänes, profiliertes Besucherziel", erinnerte Henry Beierlorzer, Geschäftsführer der Regionale 2006 Agentur, an die guten Tage der Müngstener Brücke. "Aber welchen Eindruck nehmen die Menschen mittlerweile von der Region mit?" Nicht den besten: Im Büro des Bergischen Rings am Solinger Hauptbahnhof hatte die Agentur einige Fotos aufgehängt, die vor allem eines zeigten: Tristesse.

Einen Vorgeschmack darauf, wie es werden kann, gab Annette Nothnagel von der Agentur dann per Beamer: Sie projizierte Bilder vom "Brückenzauber" (er fand am 4. Mai statt und wird 2004 wiederholt) und Pläne des Brückenparks auf die Leinwand. "Der Brückenpark ist das Flaggschiff der regionalen Gemeinschaftsprojekte, das zentrale Projekt im wahrsten Sinne des Wortes", berichtete Beierlorzer von einer Fachtagung in Brüssel, bei der die Zusammenarbeit der drei bergischen Großstädte "sehr viel Aufsehen erregte". Zusammenarbeit, so Beierlorzer, sei selten, und oft würden die "grünen Mitten" einer Region vergessen. Beim Brückenpark werden sie nicht vergessen, sondern bis 2006 herausgeputzt. Im nächsten Jahr soll dreierlei passieren: An der Einmündung des Morsbachs in die Wupper, auf Remscheider Gebiet, entsteht ein neuer Parkplatz. Die alten unter der Brücke werden (bis auf einen Wendehammer für Busse) zu Wiesen. Ein gefahrloser Fußpfad von den Parkplätzen zum Müngstener Brückenweg soll unter den beiden Brücken der Remscheider Straße und der L 74 herführen.

Das Dorf!
Beierlorzorum

Der Aufgang zum Bahnhof Schaberg wird umgestaltet, soll zahlreiche Spielmöglichkeiten für Kinder erhalten. Südlich der Müngstener Brücke soll eine Art "Schwebefähre" entstehen. Sie verbindet die Wanderwege rechts und links der Wupper (bequemer nach Burg). Von den Gebäuden, die Planer sprechen vom "Dorf", sollen nur der Schaltkotten und die Diskothek "Exit" stehen bleiben. Auch der Kiosk mit Minigolfplatz hat Bestandsschutz. Es soll aber zwei Neubauten (für Gastronomie und Information) geben. Stand bisher: Nur rund ein Drittel der Flächen ist öffentlich. Das gelbe, zerfallende Haus am Hang etwa (früher ein Restaurant) gehört der Wuppertaler Stadtsparkasse. Alles in allem soll das Projekt 6,67 Millionen Euro kosten. 80 Prozent davon, zehn mehr als üblich, trägt das Land. Den Rest übernehmen die drei Städte.

Soweit die Fundsachen. Wer noch was zu diesem Thema weiß und beitragen möchte, der mag sich bei mir melden.

Foto: Baufällige Gebäude der ehemaligen Gaststätte Müngstener Brücke
Das gelbe, zerfallene Haus am Hang, die ehemalige Gaststätte Müngstener Brücke Anfang März 2005.

Gehört zwar nicht unmittelbar zu dem Thema Exit und Brückenpark, aber es ist auch nicht sehr weit entfernt. Solinger Tageblatt am 17. März 2005:

Radweg an der Wupper

(kra) Das passt wie die Faust aufs Auge: Die Oberbürgermeister der bergischen Großstädte wollen gemeinsam das Marketing und die Tourismuspflege aufpolieren. Damit sprechen sie Solingens FDP-Fraktionschef Horst Dorten aus der Seele. Während sich die Stadtchefs zum Spitzengespräch trafen, hat Dorten bereits einen Antrag formuliert. Danach soll der Haupt- und Kulturausschuss prüfen, unter welchen Voraussetzungen ein durchgehender Rad- und Wanderweg entlang der Wupper einzurichten ist - von der Quelle bis zur Mündung. Die Städte sollen gemeinsam ein Konzept und einen Durchführungsplan erarbeiten, der alle Fördermöglichkeiten berücksichtigt.

Werbeplakate am Exit unter der Müngstener Brücke

Am 9. August 2006 heißt es im Solinger Tageblatt:

Party im Exit, Verkauf noch in den Sternen

(ff) Unglaublich, aber wahr: Über ein Jahr nach der Schließung wird am Samstag in der Diskothek Exit in Müngsten wieder abgerockt. Aus Anlass des zweiten Brückenzaubers stellt Wolfgang Hilbrich am Samstag und Sonntag [19./20. August 2006] jeweils ab 11 Uhr Bierwagen und Grill vor seinem Fachwerkhaus auf. Ebenfalls im Angebot: Bergische Waffeln. Ab 22 Uhr öffnen sich dann am Samstag die Türen der Diskothek. "Rock-Sommernacht" heißt die Veranstaltung, bei der die DJ's Uwe und Vossi für die bewährten harten Töne sorgen. Die Nachfrage war so groß, da mussten wir handeln, berichtet Hilbrich. Zuvor hatte es bereits Exit-Revival-Abende in Remscheid (Event-Location) und Wuppertal (Pavillon) gegeben.

Die Konzession für die Disco ist nie abgelaufen, erklärt der Miteigentümer des eigentlich als Brückenpark-Café verplanten Gebäudes. Die Schankerlaubnis für das Außengelände habe er anstandslos von der Stadt Solingen bekommen.

Stillstand herrscht dagegen seit Anfang des Jahres bei den Verkaufsverhandlungen. Das bestätigt auch Artur Pach, Planungsleiter des Vermögensbetriebs, der das Gebäude für die Stadt erwerben möchte. Auch nach dem dritten Gutachten sind wir beim Preis noch weit auseinander, erklärt Wolfgang Hilbrich. Mit einer dauerhaften Wiederbelebung der Diskothek rechnet er trotzdem nicht, hat aber schon einen weiteren Ausnahmetermin im Auge: Im November würde das Exit 20 Jahre alt.

©2005-2006 Michael Tettinger - Fr. 18.03.2005 - Sa. 12.08.2006